Bei Sonnenaufgang in Darling Cove

 

Bildquelle: Penguin Random House
Bei Sonnenaufgang in Darling Cove
von Holly Hepburn
480 Seiten
1. Aufl. 29. Januar 2025
Aus dem Englischen von Melike Karamustafa
ISBN: 978-3-328-11185-6
Penguin
12,00€



Auf euch wartet ein unglaublich toller, stimmungsvoller, kurzweiliger Roman, der euch auf eine kleine idyllische Insel an der Küste von Northumberland entführt, wo die Natur das Leben entschleunigt und es eine Inselgemeinschaft gibt, die immer zusammenhält.
Ein Roman mit tollen individuellen Charakteren, vielen Schmunzelmomenten und einer Beziehung, die sich langsam und schwierig, aber mit viel Herz entwickelt.
Von mir eine absolute 💗Herzensempfehlung



Vorab:
Ich kannte die Autorin Holly Hepburn und ihre Romane noch nicht, habe mir nach diesem Roman, der mich unglaublich begeistert hat, aber alle Titel, die es in Print Version gibt, gekauft. Und natürlich werde ich euch von ihnen berichten.
Leider gibt es (zumindest auf Deutsch) nicht alle ihrer Romane als Taschenbuch. Viele sind hier nur als E-Books zu kaufen, was für mich nicht infrage kommt, weil ich mich unglaublich schwertue, ein Buch auf dem Tablett zu lesen. Ich brauche einfach die Haptik des Buches.

Doch nun zu diesem unglaublich tollen Roman, der mich mehr als gefesselt hat. Holly Hepburn hat mich mit ihrem unglaublich toll beschreibenden Erzählstil nicht nur gefesselt, sondern wirklich mit auf die idyllische kleine Insel an der Küste Northumberlands genommen und mit einer Auszeit geschenkt, aus der ich am liebsten gar nicht mehr aufgetaucht wäre. Zu jeder Zeit hatte ich Bilder vor Augen, sodass ich wirklich das Gefühl hatte Augenzeuge des Geschehens zu sein.
Sie hat es sogar geschafft, die raue Natur, das Klima auf der Insel so einzufangen, dass ich den Wind auf der Haut und die Salzluft auf den Lippen gespürt habe.
Ich bin wirklich beseelt von diesem Roman. Von der Insel, der Natur, den Menschen und der Geschichte, die Holly Hepburn erzählt.
Wir lernen den Star-Fotographen Logan kennen, der sein Star-Leben genoss, bis er eines Tages merkte, dass er leer und ausgebrannt war. Dass er an dem, was er tat, keine Freude mehr verspürte und seine Fotos nicht mehr mochte.
Auch hatte er gerade die Beziehung zu seiner toxischen Freundin beendet.

In dieser Lebensphase mietet er sich für mehrere Monate in ein idyllisch gelegenes Cottage ein, weit ab vom Welttrubel und seiner Londoner Lebensbubble.
Kurz er taucht ab. Einzig seiner langjährigen Agentin und sein bester Freund Nick lässt er wissen, wo er ist und was ihn bewegt.
Auf was er sich bei dieser Auszeit einlassen würde, war ihm nicht klar. Das Einzige, was er wusste, er wollte zu sich finden und die Leidenschaft für seinen Beruf wiederfinden.
Das Cottage auf der nur über einen Damm zu erreichende kleine Insel war da wirklich der richtige Ort und die winterlichen Monate mit Übergang in den Frühling bestimmt eine gute Jahreszeit, um nicht auf allzu viel Touristen zu treffen, die ihn erkannten.
Inkognito unter falschem Namen hoffte er auf der Insel nicht erkannt zu werden und seine Ruhe zu haben und genauso ist es dann auch erst einmal.
Doch was wäre ein Roman ohne weitere Protagonisten.
Und so trifft Logan, den die Inselbewohner als James Cotton kennenlernen, direkt auf Freda, die einen kleinen, aber feinen Dorfladen betreibt und Eve Darling und ihren ungestümen jungen Hund Huxley.
Von Freda erzähle ich hier gar nicht viel, denn die müsst ihr wirklich selber kennenlernen. Es ist so bezaubernd und amüsant, sie und ihre besondere Art kennenzulernen, dass ich da wirklich nicht zu viel verraten möchte.
Herzenswärme, Mutter der Insel und Dorftratschzentrale beschreibt es nur ansatzweise. Von Eva Darling hingegen muss ich ein wenig mehr verraten, denn sie ist schlussendlich die Frau, die Logan ins Herz schließt, auch wenn ihr Start alles andere als gut beginnt, was nicht zuletzt an Logans unmöglichem arroganten Verhalten liegt, aber mit einer für uns Leser sehr amüsanten Begegnung beginnt, die weder für Logan noch Eve amüsant ist, denn ausgerechnet bei seinem ersten kleinen Erkundungsspaziergang am Strand wird er von Eves Hund Huxley regelrecht überrannt, was zu Folge hatte, das seine Kamera bzw. das Objektiv zu Bruch geht.

Logan ist sauer, aber auch Eve geht es nicht anders, denn der ihr unbekannte Mann reagiert alles andere als nett, obwohl sie sich sofort entschuldigt und anbietet, den Schaden zu begleichen. Das deplatzierte Verhalten, was Logan an den Tag legt, reizt sie so sehr, dass sie sich mit ihm einen verbalen Schlagabtausch liefert, in dem sie ihm dann auch klar macht, dass er sich an einem an ihrem Privatstrand befindet und er dort gar nichts zu suchen hat.
Was sie nicht ahnt, Logan ist der neue Langzeit-Mieter ihres kleinen Gästecottage.
Und so beginnt eine Zeit, in der Eve den unangenehmen Gast am liebsten sofort wieder loswürde, gleichzeitig aber auch auf das Geld angewiesen ist.

Logan zeigt sich auch in der ersten nachfolgenden Zeit Eve gegenüber nicht von seiner besten Seite. Er entpuppt sich nicht nur als unfreundlich und überheblich, sondern auch sein Frauenbild ließ in Eves Augen zu wünschen übrig, traute er anscheinend einer Frau nicht viel mehr zu als nett auszusehen. Eve hingegen war taff, wurde von allen auf der Insel gerufen, wenn es irgendwie Probleme (vor allem auch handwerklicher Art gab) und hübsch, letzteres wird aber bis fast zum Schluss nicht thematisiert wird.
Logan genieß die Ruhe auf der Insel, geht viel mit seiner Kamera hinaus, um die Leidenschaft für die Fotografie wiederzufinden.
Er kapselt sich aber nicht vollkommen ab, lernt den örtlichen Pub und die Menschen kennen, die nicht nur uns Lesern ans Herz wachsen.
Immer wieder gibt es Begegnungen mit Eve, die anfangs sehr angespannt sind. Eve bemüht sich höflich und professionell zu sein und so erleben wird ganz langsam, wie Logan Teil der Inselgemeinschaft wird. Wie sehr diese zusammenhält und ihn mit einbezieht, erlebt Logan, als er mehr oder wenig unfreiwillig in eine mediale Schlammschlacht hineingezogen wird, die von seiner Ex ausgeht, die es nicht verkraftet, von Logan abgewiesen worden zu sein.
Unwahrheiten ruinieren seinen guten Ruf und könnten auch seiner beruflichen Karriere schaden, aber vor allen war die Presse auf der Suche nach ihm, der abgetaucht war. Doch die Inselbewohner und Eve halten zusammen. Sie schaffen es, dass er unentdeckt bleibt. Und so wird dann auch Logans Beziehung zu Eve auf eine andere Ebene katapultiert, die von Freundschaft geprägt ist und aus der mehr erwächst als beide erahnen. Bis kurz vor Schluss will Eve nicht wahrhaben, was Logan ihr wirklich bedeutet. Es geht sogar so weit, dass sie Logan ihrer besten Freundin vorstellt, die ein Auge auf ihn geworfen hat. Für sie ist es völlig abwegig, sich in einen Star-Fotografen zu verlieben, der ständig in der ganzen Welt umherreist und mit Stars und Sternchen zu tun hat. Sie macht sich selbst klein. Doch ausgerechnet Logan ist es, der ihr ein anderes Bild von ihr zeigt und sie ist es, die Logan die Freude an seiner Arbeit zurückbringt. Sie ist für ihn immer wieder der Schlüssel der Inspiration und mit ihrer Hilfe findet er die berufliche Neuausrichtung fernab von dem Glamour. Sie zeigt ihm ihre Insel, nimmt ihn mit zu Tauchgängen und unterirdischen Wracks sie .... Ach, entdeckt es am besten selbst.

Taucht in diese wundervolle Romanwelt ein, lernt tolle, sehr individuelle und freundliche, sehr spezielle Charaktere kennen, lasst euch vom rauen Inselflair der Winterzeit einfangen, die Gemütlichkeit und Wärme eines Kaminfeuers genauso spüren wie einen heftigen Schneesturm, der die Stromversorgung lahmlegt und alle zusammenrücken lässt. Kommt mit und spürt die Magie von Musik, dem Licht und der Leidenschaft, die die Insel und ihre Menschen für euch bereithalten.

Mich hat der Roman absolut gefesselt und mit Wärme umhüllt. Und würde mir wünschen, es würde weitergehen. Ich wäre gern noch eine ganze Weile länger auf der Insel und bei Logan, Eve, Freda und all den anderen geblieben.

Könntet ihr euch eine mehrmonatige Auszeit auf einer abgelegenen Insel vorstellen?

Ich für meinen Teil würde sofort meine Sachen packen, wüsste ich, wo es so einen Rückzugsort gibt. Einem Rückzugsort, der zur Heimat werden kann, weil einen die Menschen offen aufnehmen.