Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstandes

Bildquelle: Blanvalet / Randome House
Die wundersame
Reise eines
verlorenen Gegenstandes
von Salvatore Basile
352 Seiten
1. Aufl. 2017
blanvalet / Random House
ISBN: 978-3-7645-0600-1
19,99€

Eine einfühlsame Geschichte über eine besondere Lebenswandlung

Michele, der Protagonist dieser Geschichte erlebt im Laufe der Geschichte eine ganz persönliche und sehr intensive Wandlung seiner Persönlichkeit.
Als 6 jähriger von der Mutter verlassen zu werden prägt jedes Kind in anderer Weise.
Michele, der fortan mit seinem Vater in einem abgelegenen Bahnhofshäuschen  in Italien lebt, die Arbeit seines Vaters später übernimmt lässt Nähe nicht mehr zu. Tief im inneren versteckt ist die Angst wieder verlassen und enttäuscht zu werden so groß, dass er lieber als Einsiedler lebt. Der kümmert sich um die vorbeifahrenden und haltenden Züge, und sammelt die Gegenstände ein, die andere im Zug zurück ließen.
Nein, er betreibt kein Bahneigenes Fundbüro.
Er sammelt die achtlos vergessene Dinge ein um ihnen bei sich wieder ein zuhause zu geben. Er lebt mit ihnen, denn auch wenn es nur materielle Gegenstände sind, sind sie dennoch verlassen worden, so wie er selbst.
Leidensgenossen auf höchst skurril wirkende und dennoch sehr liebenswerte Art.
Niemand kam je auf den Gedanken nach den Sachen zu suchen bis es eines Tages an dem Fenster seines Hauses klopfte.
Elena, eine quirlige lebensfrohe, etwas flippige junge Frau, die ihre Puppe sucht stellt das Leben des stillen, Michele schnell auf den Kopf. Auch Elenas Leben ist nicht so einfach wie es den Anschein hat. So treffen zwei verletzte Seelen aufeinander. Irgendwie ist da etwas zwischen ihnen, das beide bemerken aber sich dennoch erst entwickeln muss. Michele ist anfangs mit Elenas Art ziemlich überfordert. Sie zieht ihn mit ihrer besonderen Art an und gleichzeitig ab. Wollte er doch keinen näheren Kontakt zu anderen Menschen kommt nun plötzlich jemand auf ihn zu, der ihn aus seinem Schneckenhaus zieht und keinen Widerspruch akzeptiert.
Erst allmählich merkt er wie gut ihm Elena tut und er lässt sich mehr und mehr von ihrer offenen Art mitreißen.
Als er dann auch noch sein altes Tagebuch findet, das er als Kind geschrieben hat und das mit dem Verschwinden der Mutter auch nicht mehr auf zu finden war fängt er an, bewusst an seine Vergangenheit zu denken.
Mit Elenas Hilfe ist er langsam bereit sich dieser Vergangenheit zu stellen und so verlässt er sein schützendes Heim um seine Mutter zu suchen.
Ihre Reise ist für beide eine Auseinandersetzung mit ihrem Leben.
Ob Michelle seine Mutter findet und wie die Geschichte weitergeht, das möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, geht es hier doch nicht darum eine Bacherzählung zu präsentieren sondern Lust darauf zu machen sich selbst auf die Reise zu machen, die Geschichte zu erleben.
Es gibt Stimmen, denen das Buch gefällt und andere die es nicht gut finden.
Ich finde es sehr fesselnd und faszinierend.
Vielleicht muss man eine innere Einsamkeit kennen um Michele zu verstehen und den Zugang zu dieser Geschichte zu finden?
Ich finde der Autor arbeitet die beiden Protagonisten sehr gut und tief heraus. Besonders gut hat mir der Wandel von Michels Persönlichkeit gefallen. Man leidet , fühlt und freut sich mit ihm mit. Dramatische Wendungen erlebt man, dank der wunderbaren Sprache und feinfühligen Art intensiv mit.
Das Buch wurde auch als Frauenliteratur bezeichnet. Nachdem ich mit zahlreichen Männern, die dieses Buch mit mir gelesen haben gesprochen habe komme ich zum Schluss, dass es keinesfalls Frauenliteratur ist, sondern eine Geschichte, die nicht zu unrecht in Italien Bestseller wurde.
Es zeigt das es immer Hoffnung gibt, auch wenn es unvorhergesehene Wendungen gibt, die man nicht vorhersehen kann.
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Ein Buch, dass einen immer wieder überrascht!