Kleiner Dachs und großer Dachs *Der riesengroße Streit

                         

Bildquelle: Penguin Random House
Kleiner Dachs und großer Dachs
Der riesengroße Streit
eine Geschichte von  Annette Herzog
mit Bildern von Olga Strobel
32 Seiten
1. Aufl. 08. März 2022
ISBN: 978-3-328-30052-6
Penguin Random House
14,00

Über Freundschaft, das Streiten und Verzeihen
für Kinder ab 3 Jahren
Der kleine Dachs und der große Dachs sind beste Freunde. Jeder weiß was er an dem anderen toll findet, dabei ist der große Dachs, der geduldige, gutmütige, von dem man den Eindruck hat, dass er Freude daran hat dem kleinen Dachs einen Wunsch zu erfüllen und für ihn da zu sein. Als der kleine Dachs sich wünscht Angeln zu gehen, lässt der große Dachs seine Arbeit, Arbeit sein und macht sich mit dem Kleinen auf den Weg zum Wasser. Dort bekommt der kleine Dachs natürlich die größte Angel und den Größten Wurm, wie er auch das größte Stück Kuchen bekommt. Einige der Lesekinder in der Vorleserunde verstanden nicht wieso der Kleine immer das Größte bekommen muss und finden ihn nicht gerade sympathisch. Das der große Dachs das alles so selbstverständlich hin nimmt wundert sie. "Muss der kleine Dachs immer alles kriegen was er will?" fragte ein kleiner Junge und sprach damit vielen aus der Seele.
Doch die Geschichte fängt ja erst an, denn als der kleine Dachs die große Angel auswirft und kurze Zeit einen Widerstand spürt steht für ihn fest, der fängt den ersten Fisch und den größten. 
Er hat große Mühe, die viel zu große Angel zu händeln und was da am anderen Ende seiner Angel hängt scheint wirklich schwer zu sein. Natürlich will er seinen großen Fisch trotzdem allein an Land holen. Mit aller Kraft und holt er das was angebissen hat hoch, doch was da an seiner Angel hängt ist kein Fisch, was wiederum den großen Dachs, und alle die noch so heimlich dem Schauspiel zusahen, zum herzhaften Lachen brachte. Beim Anblick dessen, was da an der Angel baumelt muss man einfach lachen, finden die Lesekinder , doch der kleine Dachs sieht das anders. Er ärgert sich, das er keinen Fisch gefangen hat, er ärgert sich, das er sich so abgemüht hat und dann muss der große Dachs auch noch lachen, also ist der kleine Dachs wütend auf den großen Dachs, denn ausgelacht werden mag er gar nicht. "Wer will schon gern ausgelacht werden?" sagen einige der Kinder doch fügen gleich hinzu : "Aber es war auch einfach zu lustig, das war ja gar kein Auslachen sondern der Dachs hat über das was an der Angel hing gelacht, so wie wir auch!"

Ja, nur der kleine Dachs fühlt sich ausgelacht. Anstatt sich nicht zu ärgern und selbst über den lustigen Biss zu lachen ist er eingeschnappt und sauer. So einen Freund, der über einen lacht, den braucht er nicht und kündigt dem großen Dachs die Freundschaft, nur dieses Mal bleibt er große Dachs auch nicht ruhig. Er kündigt seinerseits die Freundschaft. Jeder macht sich auf neue Freunde suchen und wir dürfen sie dabei begleiten. 
Beide lernen einige andere Tiere kennen, doch ob da der Richtige dabei ist? Vielleicht kennt der ein oder andere das ja, wenn man etwas hatte, was perfekt war dann ist es schwer genau das noch einmal zu finden, denn es gibt Dinge, die sind einfach einmalig so wie die Freundschaft zwischen dem großen und dem kleinen Dachs. Wer weiß, vielleicht erkennen die beiden ja noch, was sie am anderen haben und kommen wieder zueinander. Zuviel wird hier nicht verraten, nur so viel, es geht um Freundschaft, Streiten und Verzeihen. Auch Verzeihen will gelernt sein und so darf man sich überraschen lassen ob und wie die beiden es vielleicht schaffen.
Annette Herzogs Geschichte erzählt eine Geschichte, die nah an der Erfahrungswelt der Kinder ist und die so ziemlich jedes Kind in ähnlicher Form schon einmal selbst erlebt hat. Manchmal ärgert man sich über einen Freund und will mit ihm, in seiner Wut, Enttäuschung oder Traurigkeit nichts mehr zu tun haben und dann vermisst man ihn ganz schnell ganz doll, will das aber nicht zugeben. Wer hätte wann anders reagieren können? Auf diese Frage haben die Kinder von außen betrachtet reichlich Antworten. Stecken sie jedoch selbst in so einer Situation sieht das meist ganz anders aus. Daher ist es schön so eine eindrucksvolle, lustige, emotionale Geschichte, wie diese erleben zu können, die inspiriert über das Geschehen nachzudenken und auch eigenes Verhalten zu reflektieren. Olga Strobel nimmt uns mit ihren zauberhaften, ausdrucksstarken Illustrationen auf ihre Art mit in die Geschichte und berührt sie durch eine intensive Bildsprache in der besonders die Mimik und Gestik einen entscheidende Rollen spielen.
Wut, Enttäuschung aber auch Glück und Zufriedenheit sind wirklich intensiv zu spüren. Die gebückte Haltung des großen Dachs in Kombination mit den traurigen Blicken berührt die Leserherzen genauso wie der Wutausbruch des kleinen Dachses, in der die Enttäuschung die Wut aufkommen lässt.
Aber nicht nur der kleine und der große Dachs sind Akteure der Geschichte. In den Bildern sind viele kleine Tiere zu entdecken, die in Interaktion mit den beiden Protagonisten treten, mal lachen sie mit, mal scheinen sie Mitleid zu haben, oder versuchen zu trösten. Das alles wird aber nur über die Zeichnungen transportiert und zum Thema bzw. zum Inhalt und lässt den Leser dabei viel Raum für eigene Interpretationen. So haben wir neben der Geschichte zwischen den beiden Dachsen noch kleine Nebengeschichten, die die Fantasie des Betrachters inspirieren selbst  Geschichten zu formulieren.
Die Geschichte vom kleinen und dem großen Dachs ist eine ganz typische Geschichte, wie Streit entstehen kann und gleichzeitig den Wert einer guten Freundschaft in den Fokus stellt, die sogar Verzeihen kann.
In Kombination mit den wunderschönen, ausdrucksstarken, witzigen, farbigen Illustrationen haben wir hier ein Buch, das ohne den pädagogischen Zeigefinger eine Geschichte erzählt, die man richtig gerne miterlebt und sicherlich nicht nur einmal zu Hand nimmt, denn auch in der Bilderwelt kann man sich herrlich verlieren.