Farbenblind

Bildquelle: Blessing Verlag
Farbenblind
von Travor Noah
Aus dem Englischen von Heike Schlatterer
Originaltitel: Born a Crime - Stories From A South African Childhood
Originalverlag: Spiegel & Grau
336 Seiten
1. Aufl. 2017
Blessing Verlag
ISBN: 978-3-89667-590-3
19,99€

Eine wahre Geschichte über Apartheit und Rassismus
Travor Noah erzählt seine Geschichten

Travor Noah ist hier in Deutschland nicht so bekannt wie in Amerika und dennoch hat er auch hier als Comedian eine immer größer werdende Fangemeinde. Sein Name ist mit "The Daily Show" so verbunden wie kein anderer.
In seinem Buch "Farbenblind" erzählt der  1984 in Sowetho geborene Sohn einer Xhosa und eines Schweitzers von seinem Leben zur Zeit des Apartheidsregimes, das für ihn doppelt so schwer und auch gefährlich war denn die Beziehung seiner Eltern als gemischtrassiges Paar stand damals unter Strafe. Wenn ich bedenke das mein ältester Sohn genauso alt ist und wir heute von damals schreiben mutet dies doch sehr seltsam an. Gerade noch war mein Sohn klein und nun 33 Jahre später kommt es einem nicht so vor, als wenn es wahnsinnig viele Veränderungen bei uns gegeben hat. In Travor Noahs Heimat jedoch sieht dies ganz anders aus. Südafrika 1984 war und ist , für uns Außenstehende nicht so leicht zu verstehen. Umso bereichernder fand ich nun Travor Noahs Buch, dass uns die Zeit und das Leben in dieser Zeit einmal anschaulich vergegenwärtigt.
Man sollte nun aber nicht denken, es wäre ein dusteres Buch voller Probleme, Angst, Verfolgung und Traurigkeit. Kinder entwickeln, so wie Noah auch Strategien zu überleben, das beste daraus zu machen. Sie lernen zu kämpfen zu bestehen und durchaus kreativ zu sein.  18 beeindruckende, auch feinsinnige und witzige Geschichten vermitteln uns so ein Bild von einer Kindheit in Armut, Rassismus, Apartheit aber auch von der Auflehnung der Eltern. Insbesondere der Mutter kommt hier eine besondere Rolle zu. Einer Frau, die sich nicht verbiegen lässt, alles tut damit es ihrem Kind gut geht. Eine Frau, die mit viel Willensstärke ihrem Leben begegnet und sich auch von den politischen Gegebenheiten nicht unterkriegen lässt. Für sie ist der Schlüssel zum Glück die Bildung und ich füge hinzu auch ihre Erfahrungen, denn die gibt sie an ihren Sohn weiter. Sie erzählt von ihrem Leben um ihm zu verdeutlichen, das nichts selbstverständlich ist, nichts schlimm genug sein kann um aufzugeben. Eine starke, sehr bewundernswerte Frau, die ihre Kinder wohl auch mit Härte aber immer mit viel Liebe und Zuneigung begegnet und so im großen Maße dazu bei getragen hat, das Travor Noah zu dem geworden ist was er heute ist.
Mit viel Selbstironie und trockenem Humor erzählt er aus seinem Leben dabei ist der Schlagabtausch und die Dynamik dessen - wie er sich mit seiner Mutter auseinander setzt- sehr erfrischend und bereichernd.
Die 18 "kleinen" Geschichten vermitteln ein gutes Gefühl dafür, was und wie das Leben in der Apartheit bedeutete. Und wenn wir meinen sie ist zu Ende, dann sind wir auf dem Holzweg.
Jede der Geschichten beginnt mit einer klein Einführung oder auch Ausblick. Die Geschichten sind in sich abgeschlossen aber durch seine gute Strukturierung und den Aufbau bekommen wir immer auch schon einen Einblick in die nächste Geschichte.
Die Autobiografie bringt uns so nicht nur das Leben des Autors näher sondern vermittelt ein Gefühl für die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse zu dieser Zeit. Ein lehrreiches Buch, das nie schwer wird zu lesen denn der spezielle Humor, ohne den man das Leben wohl auch nicht ertragen könnte, und die Feinsinnigkeit mit der Travor Noah erzählt lassen das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis werden.
Wer sich für Menschen und das Thema Apartheit / Rassismus interessiert sollte dieses Buch unbedingt lesen.
Ein beeindruckendes Buch, dass  ruhig auch mal Schullektüre in der Oberstufe werden könnte. Denn je mehr wir über andere erfahren, je mehr wie über unseren Tellerrand schauen um so besser können wir die Welt in der wir leben verstehen.