Möwenschiss und Ankerdiebe - vom Abenteuer, ein Insel-Bobby zu sein

Bildquelle: Goldmann Verlag /Random House
Möwenschiss
und
Ankerdiebe
Vom Abenteuer, ein Insel-Bobby zu sein
von Colin Taylor
320 Seiten
1. Aufl. 2017
Goldmann Verlag
ISBN: 978-3-442-15925-3
12,00€


Britischer Witz und Charme gepaart mit Insel-Kriminalität

Sie kennen die Scilly-Inseln nicht?
Spätestens nach der Lektüre dieses Buches, ist man versucht die Tasche zu packen und sich selbst vor Ort von den seltsam anmutenden Bewohnern der Inselgruppe ein Bild zu machen. Britischer Humor ist nicht jedermanns Geschmack, nicht jeder versteht ihn "dabei ist er so simpel zu durchschauen wie Zeitungspapier", sagte mir einmal ein kluger Mann von dort.
Richtige Kriminalität mit Mördern, Schwerverbrechern und Agenten wird man hier nicht finden, es sind die kleinen Dinge, des täglichen Lebens, die zuweilen für Streit und Unruhe und dann und wann für Kriminalität im Kleinen sorgen. Ein betrunkener, wütender Gast im Pub, der eine Schlägerei anzettelt oder auch mal ein geklautes Fahrrad oder eine vermeidliche Drogen-Büste, die sich als großer Käse entpuppt.
Es scheint, so heißt es, dass das Verbrechen die Scilly Inseln vergessen hat..
Bleibt also für einen Polizisten genügend Zeit dem Leben zu frönen, Menschen zu beobachten.
Menschen zu beobachten scheint Colin Taylors Hobby zu sein, sieht man einmal von der Familie ab. Eindrucksvoll, witzig, humoristisch mit dem Hang zu übertreiben beschreibt er das Leben als Bobby und das Leben seiner Mitmenschen. Ein Leben geprägt von der Inselwelt, Insulaner sind schon ein besonders Völkchen. Er schreibt, das" ein Großstadtgehirn erst einmal das Navigieren neu lernen" muss um sich zu orientieren, denn auf der Insel bestimmen andere Parameter das Leben als in einer Großstadt, als auf dem Festland.
Die Insel wird alljährlich in der Sommersaison von Urlaubern heim gesucht, die dann und wann auch die Bobbys mehr beschäftigen. Ansonsten ist es ein ehr beschauliches, aber nie langweiliges Leben auf den Scilly -Islands. Man lernt die "Ruhe" besser die Beschaulichkeit zu genießen.
Da erzählt Collin Taylor von einer Regatta im Hafen, für die das Polizeiteam eigens ein Floß aus Zinnbadewannen und Surfbrett zusammengeschustert hatte und die Feuerwehr mit einem Gefährt aufwartet, dass einen riesigen Wasserstrahl mittels Pumpenantrieb dazu nutze die Konkurrenten außer Gefecht zu setzten.
Von Fastfood Geschäften, die eigentlich keine sind, von beruflichen "Einsätzen" bei denen er , mit stiller insgeheimer, fast kindlicher Freude, die Touristen mehr oder weniger mit seiner Anwesenheit verunsichert und ängstigt. Von Stippvisiten auf den kleinen Inseln die zu Scilly Inselgruppe gehören, bei denen oft unvorhergesehene Ereignisse skurriler Art den Alltag beleben.
Sollte es doch mal einen Einbruch oder Überfall geben würde ein Dieb nicht weit kommen, wird doch das Leben auf der Insel von den Gezeiten und dem Meer abgegrenzt und bestimmt.
Sollte es dennoch einmal zu einer brenzlich Situation kommen bei der Verstärkung angefordert werden muss heißt es Ruhe bewahren, denn so ohne weiteres, mal eben so, mal eben schnell erreicht man die Inselgruppe nicht.
Allein die Verständigung mit dem Festland ist schon schwierig, da wird man sich vorstellen können wie lange es dauert wirklich Unterstützung von dort zu erhalten.
Immer wieder lässt Collin Taylor uns auch an dem Leben und der Geschichte dieser Inselgruppe und seiner Bewohner teilhaben. Erzählt von früheren Zeiten, von Veränderungen und Stillstand.
Zuweilen glaubt man er denkt sich das alles nur aus um uns zu amüsieren doch weit gefehlt, es sind reale Dinge des Lebens von denen er berichte. Skeptikern empfehle ich sich die zahlreichen Fotos, im Buch genauer zu studieren. Hier lässt sich, der für den ein oder anderen, gewöhnungsbedürftige Humor, den der Autor selbst lebt deutlich erkennen.
Bilder von entführten Goldfischen, schrägen Vögeln im Hawai -Rock oder mit Weihnachtsmann.
Aber auch schöne Bilder, die die Landschaft näher bringen sind zu finden. Bilder, die einen faszinieren wie das gesamte Buch, das einem ein  kurzweiliges Lesevergnügen bietet und viel von Land und Leuten vermittelt.
Collin Taylor lebt mittlerweile nicht mehr auf den Scilly- Inseln aber ich bin mir sicher ihn wird diese Inselgruppe nicht mehr los lassen.
Zu seinen Inselzeiten wurde dieser besondere Bobby weltweit bekannt, da er über die Facebookseite der Polizei immer wieder von den Begebenheiten dort berichtete. Solche Berichte finden sich zum Ende des Buches wieder. Mit über 60.000 Fans war dies der Beginn zu etwas Außergewöhnlichem, das nun zu diesem wunderbaren Buch führte.
Ob Collin Taylor wieder zurück kehren wird, an den Ort seines inspirierenden, literarischen Schaffens?
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