Sonja und die Ent-Scheidungsmütze

 

Bildquelle: Carlsen Verlag
Sonja und die 
Ent-Scheidungsmütze
von Mans Garton
mit Bildern von Johan Unenge
40 Seiten
1. Aufl. 29. Juni 2022
ISBN: 978-3-551-52203-0
Carlsen Verlag
13,00€
Eine einfühlsame, ausdrucksstarke Geschichte
zum Thema
Scheidung, Neuorientierung und Zerrissenheit
für Kinder ab 4 Jahren
Die Trennung der Eltern ist für Kinder immer ein extrem einschneidendes Ereignis. Plötzlich ist alles anders. Das erlebt auch die kleine Sonja in dieser Geschichte, die versucht ihren Platz in der neuen Situation zu finden. Eine Woche lebt sie bei ihrem Papa, bei dem sie ein eigenes Zimmer hat, und eine Woche bei ihrer Mutter, wo sie das eigene Zimmer vermisst. Auf den ersten Blick scheint es als hätte die Kleine ihren Weg gefunden, doch dem ist nicht so. Als es kalt wird sucht der Vater für Sonja eine Mütze in den vielen Umzugskisten, die er noch nicht ausgepackt hat. Dabei stößt er auf eine geringelte, die der Kleinen gut gefällt. Sonja findet das sie perfekt passt und ist sehr glücklich. Es ist ausgerechnet die Mütze, die Sonjas Mutter vor vielen Jahren für ihren Mann gestrickt hat. Die Erinnerungen machen den Vater etwas traurig, gleichzeitig freut er sich, das seine Tochter soviel Freunde an der Mütze hat und Sonjas Vorschulfreunde finden die Mütze auch toll. Nicht so toll findet  allerdings die Mutter, "die alte Mütze" und geht mit ihrer Tochter in ein Geschäft um eine Neue zu kaufen. Sonja probiert viele an, doch so recht gefällt ihr keine. Am Ende fällt die Wahl auf eine rote Bommelmütze. Die Mutter freut sich, doch bei Sonja stellt sich keine rechte Freude ein. Sie zieht die Mütze der Mutter zu liebe an. Als sie dann aber von ihrem Vater von der Vorschule abgeholt wird und die rote Bommelmütze trägt, hat Sonja den Eindruck, das er traurig ist, das sie nicht die geringelte trägt. So kommt es, das sie fortan in den Papawochen, die sie auch geringelte Mützenwoche nennt, die eine Mütze trägt und in der Mamawoche (Bommelmützenwoche) die andere. Nur so richtig glücklich ist sie mit der Situation nicht. Man spürt deutlich wie hin und her gerissen sie ist. Sie hat beide Elternteile lieb und möchte beiden gerecht werden. Sie möchte nicht das einer der beiden wegen ihr traurig ist, doch am Ende bleibt sie dabei auf der Strecke.  Irgendwann wird es der Kleinen zu viel. Plötzlich gefallen ihr beide Mützen nicht mehr. In der Bommelmützenwoche kommt es zum großen Knall, sie fragt sich wieviel Schritte es bis zu ihrem Vater sind. Wie viele es von ihrem Zuhause beim Vater und von ihrem Zuhause bei der Mutter, zur Vorschule sind hatte sie bereits herausgefunden, doch wie weit war es nun zum Vater. Sonja  möchte es nicht irgendwann herausfinden, wie es ihr die Mutter vorschlägt, sie will es direkt wissen und deshalb rennt sie Hals über Kopf aus dem Haus, durch die kalte dunkle Nacht, zu ihrem Vater, gefolgt von der Mutter, die die rote Bommelmütze in der Hand hält. 
Wie es weiter geht, verrate ich noch nicht, nur so viel, das die Eltern wieder zueinander finden, so wie Sonja es sich wünscht ist ausgeschlossen, doch die Sache mit der Mütze hat beide Elternteile nachdenken lassen. Sie haben verstanden das sie Sonja in keinen Gewissenskonflikt bringen dürfen. Das es nicht gut ist wenn ihre Tochter versucht allen alles recht zu machen. Sonja darf entscheiden, wann sie welche Mütze aufsetzt und muss keine Sorge haben, das ein Elternteil dann traurig ist. Die Mütze steht hier exemplarisch für so viele Situationen im Leben eines Trennungskindes. Sonja entscheidet selbst, aus sich heraus, wann sie welche Mütze trägt und das hat nichts mit der Mutter oder dem Vater zu tun sondern einfach mit ihrem eigenen Befinden. Sonja hat ihren Platz gefunden.
Mans Gahrtons Geschichte greift ein ganz wichtiges Thema innerhalb des Trennungsprozesses auf und erzählt sehr anschaulich, für die Leser begreifbar, von dem Interessenkonflikt . Die Kinder verstehen, wie wichtig es für ein Kind ist, das es selbst entscheidet und nicht etwas der Mutter oder des Vaters zu Liebe macht. 
Das die Geschichte aber wirklich nachvollziehbar wird verdanken wir Johan Unenges ausdrucksstarken Illustrationen, die Sonja in den Fokus stellen. Die Mimik und Gestik der Figuren, insbesondere der von Sonja sind unglaublich wichtig um zu erkennen, zu verstehen und auch nachzuempfinden wie sich die Kleine fühlt. Das Sonjas fröhliches Wesen zeitweise einer Zerrissenheit, Traurigkeit und auch Wut weicht ist deutlich zu erkennen und ganz wichtig für das Begreifen, des Lesers.
Das Buch kann Kindern in gleicher (ähnlicher) Situation helfen. Sie werden sich in der Geschichte vielleicht wiederfinden und anhand von Sonjas Erlebnissen etwas für sich herausziehen können. Gleichzeitig ist es aber auch eine Geschichte, die man mit Kindern in einer Gruppe lesen kann, um über das Thema Trennung und seinen eigenen Weg finden, zu sprechen. Es ist immer gut, wenn Kindern mit den unterschiedlichsten Lebensereignissen konfrontiert werden, auch wenn sie gerade nicht in ähnlicher Situation sind. 
Wieviel Schritte sind es von der Vorschule nach Hause?
Sonja hat zwei Zuhause. Eines bei der Mutter, eines beim Vater


Mehr zum Buch erfahrt ihr auf der Seite des Carlsen Verlag.
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