Mein Kind ist genau richtig, wie es ist

Bildquelle: Kösel Verlag
Mein Kind ist genau richtig, wie es ist
ein Buch von Heidemarie Brosche
192 Seiten
1. Aufl. 2017
Kösel Verlag
ISBN: 978-3-466-34674-5
16,99€




Das Ermutigungsbuch für Eltern

Wer kennt das nicht, Kinder werden ständig gemessen und verglichen. Wenn sie dann auch noch ein wenig anders sind als ein "normales" Kind dann wird es noch viel schlimmer, denn das Schubladendenken in unserer Gesellschaft ist schon sehr groß.
Heidemarie Brosche, selbst Mutter aber auch Lehrerin hält uns allen, die mit Kindern zu tun haben ein klein wenig den Spiegel vor, denn vermutlich haben wir irgendwann schon einmal das das böse Wort  "ZU" in den Mund genommen um unsere Kritik an einem Kind zu beginnen. Nach der Lektüre, dieses durchaus sehr interessanten Buches schwirrte mir der Kopf vor lauter "ZU's"
Zu laut, zu unruhig, zu wibbelig, zu ruhig, zu still, zu albern, zu zappelig, zu schüchtern ...... Wir könnten endlos fortfahren. Wieso sagen wir nicht das Kind ist still, es ist sehr besonnen und kann sich daher sehr gut auf etwas konzentrieren oder das Kind ist quirlig, lustig  sein offenes Wesen zeugt von Interesse an anderen und von Flexibilität.
Dem scheinbar Negativen etwas Positives implizieren ist doch eigentlich kein Problem. Jeder ist anders, jeder ist besonders und jeder, egal wieviel ZU's er vereint kann etwas besonders gut. Wieso stellen wir das Positive nicht mehr in den Vordergrund sondern sehen meist nur die Schwächen. Eigentlich müsste jeder Erwachsene doch schon einmal am eigenen Leib Kritik in ähnlicher Form erlebt haben und wissen wie demütigend, erniedrigend es ist wenn man immer zu das Gefühl zu bekommen ein "Mängelexemplar" zu sein.
Ich weiß man ist schnell dabei an den Schwächen zu nörgeln, doch es geht auch anders. Wenn unser jüngster autistischer Sohn mal wieder so aufgedreht ist als wenn man eine Spieluhr aufgezogen  hat könnte ich sagen, "du bist zu unruhig, jetzt sein doch mal still. Wibbel nicht so rum" ich kann aber auch sagen "Mensch du hast ja heute wieder viel Energie da könntest du doch mal ......... . z.B. für mich zum Bäcker radeln, in der Waschküche die Wäsche hohlen...etc.
Bei so viel Elan und Tatendrang  hast du doch bestimmt viel Kraft...."
Das ist nicht ablenkend sondern ohne Kritik eine Umleitung der Unruhe.
Heidemarie Brosche zeigt im ersten Teil des Buches woher dieses Schubladendenken. Kulturelle, gesellschaftliche aber auch religiöse Einflüsse sind deutlich zu erklären.
Im zweiten Teil zeigt sie Wege auf, wie man aus Schwächen Stärken machen kann.
Zunächst geht sie auf den Mangel ein z.B. zu unkonzentriert, zu verträumt. Wie äußert sich dieser Mangel , habe ich nicht auch schon einmal in so einer Situation gesteckt. War ich nicht auch schon mal...... . Dann führt sie Beispiele an, lässt Betroffene zu Wort kommen und zeigt dann die Wandlungsmöglichkeiten vor der Schwäche zur Stärke, bzw. "die Stärke in der Schwäche" lässt auch hier Leute zu Wort kommen und endet mit dann mit "Tipps für Eltern"
*
Unsere Kinder, gerade wenn sie mit "Zu" belegt sind haben es nicht leicht. Die Umwelt steckt sie all zu schnell in Schubladen, aus der sie meist von allein nicht mehr heraus kommen. Daher ist es um so wichtiger, das sie von uns Eltern, Erziehern und Pädagogen klare Signale bekommen die Stärken. "Du bist gut so wie du bist" das versuche ich unserem Jüngsten täglich mindestens einmal zu sagen, denn meist zweifeln die Kinder zu oft an sich selbst. Wenn man immer nur hört "ZU...." dann kratz das ganz gewaltig am Ego. Das muss nicht sein. Auch wenn ich mich jeden Tag über unseren Sonderling aufrege weiß ich doch, dass er ein ganz toller Kerl ist. Ihm seine positiven Eigenschaften auch aufzuzeigen sehe ich als eine der wichtigsten Aufgaben.
Daher finde ich dieses Buch so wichtig, auch wenn ich es traurig finde, das es solch eines Buches überhaupt bedarf.

Bleibt zu hoffen, das möglichst viele, die mit Kindern in irgendeiner Form zu tun haben dieses Buch lesen werden.