Unser griechischer Sommer

Bildquelle: Blanvalet /Random House
Unser griechischer Sommer
von Maeve Haran
aus dem Englischen von Karin Dufner
448 Seiten
1. Aufl. 16. Mai 2022
ISBN: 978-3-7341-1064-1
Blanvalet
11,00€
Leichte ereignisreiche Sommerlektüre, 
die zu einem turbulenten Krimi wird
mit Göttergeschichten der Antike und ganz viel Griechenlandflair

Vier ganz unterschiedliche englische Frauen , die zu Studienzeiten eng befreundet waren und gemeinsam den Sommer auf einer griechische Insel verbrachten verabreden sich nach dreißig Jahren die einst so schöne Sommerreise zu wiederholen. 
Das allein klingt erst einmal unspektakulär, verheißt aber spannend zu werden, denn Doro, Moira, Penny und Nell sind einfach besondere Persönlichkeit. Jeder hat sich weiterentwickelt. Jede der vier Frauen steckt irgendwie in einer Phase der Wendung, was aber erst nach und nach zu Tage kommt. Alle verbinden mit der Reise eine Reise in die Vergangenheit, in ihre Studentenzeit, in der alles einfach, leicht und aufregend war. Einige haben Kinder, sind mittlerweile Großmütter, andere wiederum haben lieber ihre Karriere verfolgt an statt Familie zu leben. Doch wer nun glaubt, hier wird die Oma Schiene bedient, der irrt. Zwar kommt zum Ende der Geschichte dieses Thema kurz auf doch eigentlich hat man das Gefühl hier ist sind vier junge Frauen unterwegs. Auch wenn sie reifer geworden sind haben sie sich ihre Jugendlichkeit bewahrt, wenn gleich sie bei der ein oder anderen erst im Laufe der Geschichte wieder richtig zu Tage kommt.
Schon die Anreise zum Abenteuer, der Treffpunkt am Fairanleger muss gefunden werden, die mehrstündige Überfahrt alles andere als gemütlich und als sie dann auf ihrer geliebten Insel sind müssen sie feststellen, das die Zeit auch dort nicht stehengeblieben ist. Die Unterkunft mitten auf einem Großparkplatz ist ein einziger Albtraum und die Enttäuschung groß, hatten doch alle vier gedacht, dass zumindest der Charme der Insel sie wieder einfangen würde. Zu ihrer Überraschung treffen sie aber alte Bekannte. Ein Lichtblick, der aber nur wenig darüber hinweg tröstet, das dies wohl nicht der geplante tolle Tripp in die Vergangenheit werden wird. Sie beschließen wieder abzureisen. Doch auf der Fähre wird Moira übel. Die Übelkeit wird bedrohlich, so bedrohlich, dass sie schnellst möglich einen Arzt braucht. So kommt es, dass ihre Rückreise erst einmal auf einer ganz kleinen griechischen Insel endet. Und das ist der Beginn eines ganz besonderen Abenteuers, das länger dauern wird als gedacht.
Moira, die an einem College Altphilologie lehrte und einen absoluten Faible für die griechische Mythologie hatte wurde erst einmal von einem netten Arztehepaar der Insel aufgenommen, wo man sie nicht nur gesund pflegte sondern wo sie auch die Gelegenheit hatte, die sehr gut bestückte Bibliothek des Arztes zu durchforsten während die anderen in einem kleinen netten Hotel unterkamen, das durch Zufall einem alten Bekannten gehörte. Schnell stellt sich auf dieser kleinen unscheinbaren Insel genau das Gefühl ein, was die Frauen suchten. Sie finden nicht nur Anschluss bei den Einheimischen und schließen neue Freundschaften sondern werden auch zu Rettern der Insel, die dringend Touristen brauchte. Doch das ist noch nicht alles. Es kommt Liebe ins Spiel, eine griechische Göttin macht sich auf ganz besondere Weise immer wieder bemerkbar,  es gibt einen Unsympathen, der alles daran setzt an einer ganz bestimmten Stelle sein Haus zu bauen, Doro findet Hinweise auf eine antike griechische Göttinnenstatur, die in die Hände des Unsympathen gelangt und auf abenteuerliche Weise von den vier Frauen und ihren neuen Freunden in letzter Minute gerettet wird und die Insel wird gleich durch mehrere Ereignisse erst in den sozialen Medien und dann via Zeitungsberichten in der ganzen Welt bekannt.
Zwischendurch tauchen noch die ein oder andere Familienmitglieder der Frauen auf der Insel auf. Nicht jeder der Familienbesucher ist dabei eine freundliche Überraschung und so haben wir letztendlich ein sehr turbulentes Szenario aus unterschiedlichsten Einzelerlebnissen, die immer wieder mit einigen der anderen verquicken.
Langweilig wird es hier nie. Bei all den unterschiedlichen Geschichten, die jede der vier Frauen einzeln und gemeinsam erleben erfahren wir so ganz nebenbei noch einiges über die griechische Mythologie und die Götter bzw. Göttinnen. Vier Frauen, vier Schicksale, jede Menge Leben, viele überraschende Wendungen, Spannung, Abenteuer, Freundschaften, Liebe und ganz viel griechisches Flair, das ist es, was diesen Roman zu einem kurzweiligen Lesevergnügen macht. Mal ist es die Liebesgeschichte, die einen in den Bann zieht, mal wird aus einer kleinen Entdeckung ein spannender Krimi, dann wieder gibt es Momente, die einen vielleicht an sein eigenes Leben erinnern, und dann wieder erliegt man dem Charme des großen Ganzen. Eine wirklich tolle Kombi mit vielen Schmunzel- und Seelenmomenten. Zuweilen etwas wild, aber genau darin liegt vielleicht auch der Reiz.
Bis fast zum Schluss tauchen immer wieder neue interessante Charaktere auf, die man kennenlernt und oftmals auch ins Herz schließt.
Über einige regt man sich auf, über andere amüsiert man sich.
Wer sich einmal in der Geschichte eingefunden hat (was zugegeben etwas dauern kann), der wird so schnell nicht mehr das Buch weglegen. Also, wer vielleicht nach den ersten 10 Seiten das Gefühl hat, das Buch ist nichts für einen, wartet ab, es lohnt sich!