Benja & Wuse Essensretter auf grosser Mission

 

Bildquelle: Oekom Verlag
Benja  Wuse
Essensretter auf grosser Mission
von Wenke Heuts
und Inka Vigh
40 Seiten
1. Aufl. 09.Februar 2021
ISBN: 978-3-96238-246-9
Oekom Verlag
14,00€

Eine eindrucksvolle, fantasievolle Geschichte mit einer sehr klaren Botschaft:
Kauft bewusst ein,
 verschwendet kein Essen, 
nicht alles was alt aussieht ist alt,
wie kann man Essen retten
für Kinder ab 4-5 Jahren
Vorab, es geht hier um den Bewussten Konsum von Lebensmitteln, aber wer der Buch in die Hände nimmt, der wird noch etwas anderes bemerken. Es ist im Grunde herrlich geschlechtsneutral.
Zwar wird Benja im Text mit "er" erwähnt, doch sieht man sich Benja an, so finden wir hier keinerlei Anhaltspunkte dafür, ob Benja ein Junge oder ein Mädchen ist. Die Haare sind weder kurz noch lang, die Kleidung  mal ein rosa oder lila Regenbogen Shirt, mal rot weiß, oder orange/gelb geringelt oder uni grün und auch die Gesichtszüge oder Körperproportionen sind unisex.  Ich weise darauf hin, weil ich weiß, dass viele genau nach solchen Bilderbüchern suchen, deshalb erwähne ich es hier einfach vorab.
Benja ist ein sehr lebhaftes, neugieriges Kind, das sehr genau beobachtet und auch wenn im Kinderzimmer, das typische Kinderzimmer-Chaos zu herrschen scheint, behält Benja im Grunde immer den Überblick. Doch als er seinen geliebten orangefarbenen Buntstift, den er zum Nachdenken braucht, nicht finden kann, und sich daran erinnert, das auch Papas Socke und Mamas angekatschte Kaffeetasse sich plötzlich in Luft aufgelöst hatten wird er stutzig. Das kann nicht mit rechten Dingen zu gehen. Gibt es vielleicht eine "Sockenhexe" oder einen "Tassentroll". Was da noch niemand ahnt, so ganz unrecht hat Benja nicht, denn unter ihrem Fußboden hat es sich eine ganz besondere Familie gemütlich gemacht, die aber auf keinen Fall von den Menschen entdeckt werden wollen, aus Angst dann in einen Käfig eingesperrt zu werden.
Es ist die Lupa-Familie. Mama, Papa und 9 Kinder, darunter Wuse, die es liebt alte Dinge, die die Menschen wegschmeißen einzusammeln um ihnen neues Leben einzuhauchen. Sehr zum Leidwesen der Eltern, schleppt Wuse ständig etwas Neues an, aus dem sie dann etwas Neues bastelt.
Wenn ihr euch die Bilder anseht, werdet ihr so Manches entdecken, was euch in irgendeiner Weise bekannt vorkommt. Nur diese Streifzüge sind gefährlich. Wenn Wuse von den Menschen entdeckt würde, nicht auszudenken, was dann passieren würde.
Doch Wuse liebt nicht nur die alten Dinge, als Lumpa kann sie es überhaupt nicht leiden, wenn  Menschen so achtlos mit ihren Lebensmitteln umgehen. Das vieles einfach weggeworfen wird nur, weil sie meinen es ist schon zu alt, oder sie zu dumm sind es richtig zu lagern, ärgert sie ungemein. Als sie beobachtet wie Benja und ihr Papa,  Äpfel und Bananen von ihrem Einkauf in eine Obstschale zu verfrachten ist sie entsetzt. "Wie dumm die Menschen doch sind. Wissen die denn nicht, das Äpfel und Bananen nicht zusammen liegen dürfen?  "Äpfel machen Bananen ganz reif. Wollt ihr etwa braune Matschbananen?"
Das kann sie einfach nicht so hinnehmen und so schleicht sie sich, trotz des elterlichen Verbotes, am Abend heimlich in Benjas Küche um die Äpfel von den Bananen zu trennen. Keine leichte Aufgabe für ein so kleines Wesen. Doch Wuse macht noch mehr um Benja und die Eltern zum Nachdenken anzuregen. Was das ist, verrate ich natürlich noch nicht, doch es bleibt nicht unbemerkt und so wird Benja und ihren Eltern, (und sicherlich auch viele Leser), das erste Mal bewusst, das es keine so gute Idee ist Bananen neben Äpfeln zu lagern.
Wuse beobachtet noch einiges mehr. Als sie sieht, das Brötchen weggeworfen werden, nur weil  sie hart sind, wird sie richtig wütend. Trotz des elterlichen Verbotes beschließt sie die Brötchen zu retten und es kommt wie es kommen muss, sie wird von Benja entdeckt. 
Keine Sorge, Wuse wird nicht in einen Käfig eingesperrt. Die beiden freunden sich an. Wuse erklärt Benja was sie so alles macht und, wie schlimm sie es findet, wenn Lebensmittel weggeworfen werden. Benja kann dies zunächst nicht verstehen, schließlich kann man ja im Supermarkt einfach alles neu kaufen. Das denkt sicher nicht nur Benja, sondern sehr viele Menschen und so ist es wirklich gut, das es Wuse und diese Geschichte gibt, in der sie nicht nur Benja sondern auch die Leser mit in ihre Welt nimmt. Anschaulich und eindrücklich erklärt sie, wieso wir Lebensmittel mehr Wert schätzen müssen. Dank des Zaubermondes kann Wuse ihrem neuen Freund zeigen, wie viel Arbeit es bedarf, bis z.B. eine Erdbeere in seinen Mund wandern kann. Der Zaubermond entführt sie auf ein Erdbeerfeld in dem sie köstliche Erdbeeren naschenkönnen. Erdbeeren, die zuvor gepflanzt, gehegt und geflegt werden, damit sie gut wachsen. Es bedarf vieler Arbeitsschritte (nicht nur von Menschen) bis  die Erdbeeren in den Supermarkt  oder auf den Markt kommen. Das zu sehen ist schon sehr beeindruckend. Menschen und Insekten haben viel dafür getan, damit Benja zuhause eine Erdbeere essen kann. Das muss Wert geschätzt werden. Da schmeißt man nicht einfach eine weg, nur weil sie vielleicht nicht mehr ganz so schön aussieht. Jedes Lebensmittel hat einen langen Weg hinter sich bevor es bei uns auf dem Tisch landet,  das wird Benja dank Wuse klar, und damit auch, dass man auf keinen Fall etwas wegschmeißen sollte, nur weil es unansehnlich oder hart geworden ist. Aus vielem kann man noch etwas machen. Das und noch viel mehr lernt Benja von Wuse. Bei einem Besuch auf dem Mond erklärt sie ihm wie viel Tonnen Lebensmittel die Menschen jedes Jahr wegwerfen und, wie viel das ist wenn man daraus einen Essensturm bauen würde. Ein beeindruckendes, anschauliches Bild, das deutlich macht, dass wir einfach sorgsamer mit allem umgehen müssen. Und da Wuse ja ein schlaues Köpfchen ist zeigt sie Benja und uns auch noch, was man mit alten Brötchen oder nicht mehr so schönen Bananen leckeres zu Essen machen kann. 
So wird Benja zum Essensretter. Noch einmal wird bei ihm kein hartes Brötchen mehr weggeworfen, denn jetzt weiß er, das er daraus ganz leicht kleckere Brotchips machen kann.
Damit auch die Leser schlauer werden, hat Wuse für euch noch ein paar ganz tolle Ideen und Informationen.
Obst und Gemüse muss nicht immer perfekt aussehen. Auch krumm Gewachsenes oder kleine Flecken ändern nichts daran, das es lecker schmeckt. Man kann auch mal eine unschöne Stelle wegschneiden und den Rest noch essen. Das man dabei auf Schimmel und faule Stellen achten muss ist wichtig, denn bei aller Lebensmittelrettung geht es natürlich nur darum, das was noch gut ist zu retten. Wusel hat zahlreiche Tipps, wie man Essensmüll vermeiden kann, wenn man bei der Zubereitung, dem Essen und der Lagerung einiges beachtet und er kennt eine Adresse die noch viel mehr Tipps für euch hat, denn genau aus dieser Ideenschmiede kommt dieses wundervolle Bilderbuch. "Restlos Glücklich e.V engagiert sich für einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln und setzt sich gegen Lebensmittelverschwendung ein.
Dank Wuse wissen jetzt auch wir Leser über dieses Thema Bescheid und sind bestimmt inspiriert unser eigenes Verhalten in Bezug auf Lebensmittelverschwendung einmal zu hinterfragen.
Diese sehr informative und inspirierende Geschichte ist Teil eines KinderSachBilderbuchs der besonderen Art. Hier trifft Fantasie und Fiktion auf Information und Fakten. Spannend, abenteuerlich, lustig und vor allem auch zauberhaft illustriert. Durch die vielen sehr lebendigen Zeichnungen bekommen die Kinder sehr anschaulich vor Augen geführt wieviel Arbeit es bedarf bis Obst und Gemüse bei uns auf dem Tisch stehen. Geichzeitig entführt Inka Vigh  ihre kleinen Leser mit den Bildern in ein fantasievolles Abenteuer. Der Spagat zwischen Information und Fiktion ist hier perfekt gelungen. Dazu die hinreißenden Mienenspiele der kleinen Wuse, in denen man ihr entsetzten wunderbar visualisiert bekommt.
Wer möchte hier nicht einmal Besuch von einer Lupa Familie, insbesondere von Wuse bekommen?
Wie viel Anregungen die Geschichte für Gespräche liefert darauf muss ich angesichts des Themas wohl nicht weiter eingehen.
Wertschätzung für Lebensmittel ist ein wichtiger Baustein zur Vermeidung von Lebensmittel-Müll. Wer weiß wie viel dafür getan werden muss, damit wir Erdbeeren, Möhren, Kartoffeln, Äpfel aber auch Fleisch und Getreideprodukte  essen können, der isst nicht nur bewusster sondern kauft vielleicht auch überlegter ein, kocht andere Mengen und Pflegt einen anderen Umgang mit Lebensmitteln, die vielleicht nicht mehr so schön sind, denn eines ist klar, auch wer noch so bewusst einkauft, lagert, kocht etc. hat mal etwas, das vergessen oder übersehen wird. 
Die Wertschätzung für Lebensmittel vermeidet Biomüllberge, doch es gibt noch mehr was wir in Bezug auf ein gutes und bewusstes ökologisches Verhalten tun können. Bewusst und umweltfreundlich Einkaufen ist hier das Stichwort. Verpackungsmüllberge vermeiden. Unverpackte Lebensmittel kaufen. Hier gibt es ein weiteres tolles Bilderbuch aus dem Oekom Verlag, das ich euch ans Herz legen möchte.
"Frieda im Unverpackt-Laden" von Katharina König mit wundervollen Illustrationen von Laura Tschorn, erzählt vom Einkaufserlebnis im Unverpacktladen, wo alles in Gläsern und lose gekauft werden kann.
Die Erfahrung zeigt, dass man, wenn man im Unverpackt-Laden einkauft meist öfter kleinere Mengen kauft und somit nicht soviel weggeschmissen wird. So schließt sich der Kreis zur Geschichte von Benja und Wuse.
Was haben wir mit den Kindern nach der Vorlesestunde gemacht?
Ganz viel!
Wir haben aus alten Brötchen Brotchips gemacht, die einfach köstlich waren. Wir haben überlegt, was man mit alten Brötchen noch machen kann und kamen auf erstaunlich viele Ideen.
Wir haben verschiedene Milchshakes gemacht aus Banane, Erdbeeren, Blaubeeren & co, die nicht mehr so schön waren.
Wir haben bei Besuchen auf dem Wochenmarkt, dem Hofladen und beim Bauern nach Obst und Gemüse gefragt, das zwar noch gut war, aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr verkauft sondern weggeschmissen werden sollte. Wir haben gefragt wieso sie weggeschmissen werden sollten, was mit solchen "Abfällen" geschieht und haben gelernt, das es ganz viel gibt, das wir bislang weggeschmissen haben, weil wir gar nicht wussten, das man es essen kann. So haben wir Pesto aus Möhrengrün und Radieschenblättern gemacht, wo wir vorher dachten, das ist Kaninchenfutter. Wir haben gelernt, das man die Blätter vom Kohlrabi und Radieschen zu einem tollen Gemüse verarbeiten kann und das man Obst und Gemüse auf die verschiedensten Arten konservieren und haltbar machen können, ohne sie einzufrieren. Wir haben gelernt das man mit beim Essen übrig gebliebenen Speisen von etwas Neues machen kann. Aus Obstsalat wird Tutti-Frutti-Marmelade, Nudeln und Gemüse wird am nächsten Tag zum Auflauf, aus Gemüse eine Gemüsesuppe oder die Füllung für Nudeln.....
Was wisst ihr so alles, was wissen die Kinder schon? Was ist bei euch davon schon zur Lebensmittel-Routine geworden?
Unsere Kinder wissen jetzt nicht nur, das man viel weniger weg schmeißen muss, als man denkt. Sie haben gelernt Obst, Gemüse und Kräuter vielfältig zu verwerten und sie wissen jetzt, das man schon beim Einkauf ganz viel Geld sparen kann.
Fragt doch auch mal beim Bauern, im Hofladen und auf dem Markt, nach Obst und Gemüse, das nicht mehr so schön ist. Wenn ihr einen Kartoffelbauern in der Nähe habt könnt ihr fragen ob ihr nach der Ernte auf dem Acker die restlichen Kartoffeln aufsammeln dürft. Ist werdet erstaunt sein wie reich euere Beute sein wird und das kostet euch gar nichts!
Mit den Grundschulkindern haben wir übrigens ein kleines Buch mit Rezepten und Spartipps angelegt, das genau solche Sachen beinhaltet.
Resteverwertung ist hier nur ein Thema von vielen.

Also, werdet auch ihr zu Lebensmittel-Rettern!
Auf gehts!
ps. Wuse, lässt schön grüßen und ausrichten, das er sich sehr über euere Bemühungen freut!

Hier noch der Hinweis auf das Bilderbuch von Frieda im Unverpackt-Laden


Bildquelle: Oekom Verlag
Frieda im Unverpackt-Laden
von Katharina König
mit Bildern von Laura Tschorn
32 Seiten
1. Aufl. 15. März 2022
ISBN: 978-3-96238-331-2
Oekom Verlag
14,00€
Hier geht's zur Buchvorstellung
Und auch dieses Buch möchte ich euch ans Herz legen. 
Der Link führt euch hin.
Bildquelle: Penguin Verlag
Klima schützen 
leicht gemacht
Maik Meuser Nicole Kallwies-Meuser
336 Seiten
1. Aufl. 08. März 2022
ISBN: 978-3-328-10891-7
Penguin Verlag
16,00€