Der zauberhafte Trödelladen

Bildquelle: blanvalet
Der zauberhafte Trödelladen
von Manuela Inusa
336 Seiten
1. Aufl. 2018
ISBN: 978-3-7341-0625-5
Blanvalet
9,99€


Ein kurzweiliger, stimmungsvoller Roman

Auch wenn ich nun nicht die Romanleserin schlecht hin bin, Manuela Inusas Geschichten aus der Valerie Lane sind einfach Seelenbücher wie ich sie liebe.
Sie schafft es immer wieder einen so in die Geschichte hinein zu ziehen, das man am liebsten gar nicht mehr heraus möchte. Nach den ersten Romanen, "Der kleine Teeladen zum Glück" und "Die Chocolaterie der Träume" in denen wir die bunt gemischten Läden und ihre Besitzerinnen insbesondere die des Teeladens und der Chocolaterie  näher kennengelernt haben tauchen wir dieses Mal in Rubys Welt ein.
Eine ganz besondere Welt voller Vergangenheit. Nicht nur, dass der Antiquitätenladen ein Vermächtnis ihrer Mutter ist, ihr Laden ist etwas besonderer als die anderen Geschäfte, der kleinen, etwas abseits gelegenen Einkaufsstraße in Oxford. Es ist das Ladenlokal  der Frau,nach der die ganze Straße benannt wurde. Eine sehr besondere Frau war diese Valerie, die Menschen liebte und immer allen half wo sie nur konnte. Die Geschäftsinhaberinnen heute sind in ihre Fußstapfen getreten, treffen sich jeden Mittwoch in dem kleinen Teegeschäft, kümmern sich um ihre Mitmenschen wenn es nötig ist, haben immer ein offenes Ohr, insbesondere aber gibt es eine tiefe Verbundenheit und Freundschaft untereinander. Manuela Inusas schafft es die einzelnen Figuren ihrer Geschichte so wunderbar eigen wirken zu lassen, so verschieden, dass es eine wahre Freude ist die unterschiedlichen Menschen und ihre Leben,kennen zu lernen.
Heute ist Ruby die Besitzerin des kleinen Antikladens, der zu Valeries Zeiten ein Kolonialwaren war.
Rubys Mutter hatte ihn zu dem gemacht was er heute ist, nur haben sich die Zeiten geändert, die Geschäfte gehen schlecht und so ist der Laden mehr Last und Verpflichtung als Freude. Zudem muss sich Ruby um ihren etwas verschrobenen, ein wenig verwirrten Vater kümmern. Da bleibt kaum Zeit für Privatleben.
In den letzten beiden Romanen zeichnete sich aber schon ab, dass Ruby gern die Nähe des Obdachlosen Gary suchte, der an einer der Straßenecken fast täglich sein Lager aufschlug. Schüchtern, sehr zurückgezogen, unaufdringlich fast unsichtbar versuchte er sich zu verhalten. Ruby und ihre Freundinnen jedoch ließ er von Zeit zu Zeit etwas an sich heran. Er akzeptierte es zum Beispiel, wenn auch mit Zurückhaltung, dass der Tee oder Plätzchen gebracht bekam. Gary gehörte zu Valerie Lane wie die kleinen gemütlichen Läden und ihre Besitzerinnen.
Hin und wieder ging er Mittwochs auch kurz abends in den Teeladen zum allgemeinen offenen Treffen. Er blieb nie lange. Menschenscheu war er.
Dieser Roman steht nun unter der heimlichen ungenannten Überschrift "Neuanfang". Es ist ein langer, intensiver Weg den Ruby gehen wird. Sie muss sich eingestehen, dass sie den Laden ihrer Mutter so nicht halten kann. Sie ist fast pleite. Aufgeben ist keine Option doch wie soll es weiter gehen. In diese Neufindungsphase kommen dann vermehrt die Gefühle zu Gary hoch und auch Gary hegt Gefühle für Ruby, die er aber aus verschiedenen Gründen, die in seiner Vergangenheit verankert sind zunächst nicht zulassen möchte.
Gerade die Mischung aus dem Leben in der Valerie Lane, der Suche nach Perspektiven für das Geschäft und nicht zuletzt die Probleme, die Ruby mit ihrem Vater hat,- den Manuela Inusa im übrigen wirklich fantastisch angelegt hat. Ein Mann gezeichnet von der Vergangenheit, der sich wie ein kleines störrisches, sehr eigenwilliges Kind  mit sehr konkreten Eigenarten verhält und dann wieder auch kleine schelmische und verstehende Lichtblicke hat-
lassen wenig Freiraum für die sich anbahnende leise Liebe zwischen Ruby und Gary.
Auch Gary hat seine eigene Geschichte, die Ruby ganz behutsam und nur nach und nach aus ihm heraus bekommt. Ein Schicksal, das so heftig ist, dass es kaum vorstellbar ist, dass es Ruby schaffen wird ihn ins Leben zurück zu holen.
Und dann gibt es da noch Rubys Geheimnis an dem sie bislang niemanden hat teilhaben lassen. Ein ganz besonders Vermächtnis der Frau, die mit ihre Art, wie sie lebte , die ganze Straße noch heute prägt. Valeries Tagebücher.
Immer wieder liest Ruby darin und nimmt uns so mit in die Vergangenheit dieser Frau, dieser liebenswerten kleinen Straße.
Manuela Inusa schafft es mit der richtigen Mischung aus Feinfühligkeit, Spannung, Alltäglichem und viel Freundschaft Geschichten zu erzählen, die das Leben schreibt. Dabei nimmt sie uns mit an einen Ort, an dem man selbst gerne wäre, so wunderbar hat sie ihn geschaffen.
Gäbe, es diese Straße wirklich, ich wäre Stammkunde.
Eine Straße mit Seele, geprägt von den Menschen und der Vergangenheit.
*
Schon nach dem Lesen der letzten Seiten, des letzten und vorletzten Romans viel es mir schwer das Buch endgültig zu zu schlagen. Auch wenn man wusste, das es weiter geht. Jetzt wieder einige Monate warten zu müssen fällt schwer, zu gern wäre ich noch eine Weile in dieser fantastischen Welt  voller Mitmenschlichkeit geblieben.
Und so warte ich nun bis "Das wunderbare Wollparadies" seine Türen öffnet und wir mehr über ihre Besitzerin Suzan erfahren und alte Bekannte wieder treffen, denn und das finde ich besonders schön, auch ihre Leben dürfen wir am Rande weiter begleiten. So ist ein nie ein Abschied sondern immer auch ein Wiedersehen. 

Und wer es nicht abwarten kann, der liest am besten alle bisher erschienen drei Romane noch einmal hintereinander oder probiert einige, der Tipps aus, die Ruby in Bezug auf Möbelrestauration, Pflege etc. für uns bereit hält.
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