David Zinn *Street Art

 

Bildquelle: Prestel Verlag
David Zinn 
Street Art
von David Zinn
160 Seiten 
mit 184 farbige Abbildungen  und 2s/w Abbildungen
1. Aufl. 14. Februar 2022
ISBN: 978-3-7913-7951-7
Prestel Verlag
18,00€

Ein Buch, das vergängliche Streetartkunst festhält
Ein Buch, das verzaubert
Ein Buch, das einen entführt
Ein Buch, das fasziniert
Ein Buch, das........



David Zinn  ein Foto von Fred Zinn
Ich liebe die Illustrationskunst und die Möglichkeit mit Bildern Geschichten zu erzählen und so ist der Weg zur Street Art nicht weit. Ob an Wänden oder auf dem Boden,  Zeichnung hat ein ganz besonderes Eigenleben mit der sie Geschichten erzählt. Mal bieten sie Raum für freie Interpretation, mal regen sie die Fantasie an sich eigene Geschichten auszudenken und mal amüsieren sie einen einfach nur und machen gute Laune oder lassen staunen.
David Zinns Street Art Buch ist eine einzige Offenbahrung, ein ganz wundervolles Buch, das weit aus mehr ist als eine Sammlung seiner Werke. Der Künstler erzählt ein wenig aus seinem Leben. Vor allem von seinen ersten Erfahrungen mit dem Zeichnen in seiner Kindheit und seinem Werdegang und genau das ist schon so unglaublich inspirierend, bereichernd und faszinierend, das man ihm gern noch viel mehr hätte erzählen hören. Und wenn ich sage "hören", dann meine ich es auch genau so. Seine Art zu erzählen ist, als wenn er ganz persönlich mit einem sprechen würde, einfach mitreißend. Mitreißend und faszinierend wie seine meist kleinen Werke, die das Stadtbild für eine kleine Weile, genauer gesagt bis zum nächsten Regen, schöner macht. Der graue Asphalt über den wir so achtlos und oft gehetzt gehen ist seine Bühne, seine Leinwand, genau wie Wände, Mauern und noch so allerlei, was starr und unbeachtet an unserem Weg entlangführt. Hier nimmt er Dinge wahr und auf und lässt kleine Wesen daraus entstehen, die einen eigentlich immer zum Schmunzeln bringen. Das Unkraut, das durch die Ritzen der Gehwegplatten wächst, wird zu Haaren, durch ein Loch in einer Mauer guckt dich plötzlich freundlich ein kleiner grüner Drache an, auf einer Treppenstufe sitzen ....... und der schäbige Gullydeckel oder das triste Abflussgitter wird zum...... . David Zinns Kreativität und Phantasie erschafft immer neue Wesen, die leider viel zu oft, zu schnell wieder verschwunden sind. Gut, das er sie fotographisch festhält und mit uns teilt. Und das nicht nur in diesem Buch sondern z.B. auch auf Instagram https://www.instagram.com/davidzinn/ .
In seinem Buch lernen wir einige seine Protagonisten kennen, die an immer neuen Orten auftauchen und so irgendwie eine eigene Geschichte erzählen könnten, vorausgesetzt man sieht sie an mehreren Orten. Im Buch lernen wir so z.B. Nadine, die abenteuerliche Maus kennen, die nicht nur am Ende eines Tunnels hinaus kommt sondern auch durch ihr Mäusefenster in einer Mauer, das von Weinblättern bewachsen kaum  sichtbar ist, hinausschaut oder wir sehen sie, wie sie von ihrem kleinen Boot aus einen gefräßigen Fisch füttert, der mit weit aufgerissenem großen Maul und spitzen Zähnen gar nicht freundlich aussieht. "Hat die Maus keine Angst gefressen zu werden?" fragte mich eines meiner Lesekinder beim gemeinsamen betrachten der Bilder und in der Tat, diesen Gedanken hatte ich auch schon. Es ist nur ein Beispiel dafür, das David Zinns Zeichnungen die Phantasie es Betrachters anregen. Anregen sich Geschichten auszudenken. Die Maus Nadine taucht hier im Buch immer und immer wieder auf, ist aber nur eine von unzähligen Figuren, die wir entdecken können und zuweilen auch etwas mehr erfahren. Häufig zu sehen ist auch ein kleiner Drache, ein beflügeltes Schweinchen und ein Roboter. 
Es gibt Monster, Fantasiewesen Tier, die wir erkennen, menschliche Wesen und ...., ach lasst euch überraschen. David Zinns Welt muss man selbst erleben um ihrem Zauber zu erliegen, denn selbst die schönsten Worte können das Gefühl nicht transportieren, das so eine Zeichnung in einem auslöst und es ist noch einmal ein anderes Gefühl wenn man es nicht im Buch, auf einem Bild, sondern "live" auf der Straße entdeckt. 
Das Buch ist in 7 größere Kapitel unterteilt.
Das 1.  "Zufällige Begegnungen oder der Himmel unter unseren Füßen" führt in die Welt des Künstlers, in die er seine Leser selbst hinein führt und von seinem Weg hin zur Streetartkunst erzählt. Dabei erfahren wir nicht nur etwas über seine ersten Zeichenaktivitäten in der Kindheit und lustige Spiele sondern auch etwas über "PAREIDOLIE". Sicher haben die Wenigsten zuvor etwas davon gehört, geschweige denn das Wort je vernommen, dahinter steckt aber etwas, was wir unbewusst bestimmt, schon alle einmal gemacht haben, sei es als Spiel oder ganz unbewusst. Der Mensch, so erklärt uns David Zinn, versucht aus einem scheinbar wirren Liniengewirr ein Muster zu erkennen. Linien werden so zu Bildern, die oft nur wir sehen. Es ist wie Wolken gucken oder wenn man auf ein Stück Holz schaut und die Maserungen, vielleicht mit Astlöchern, ein Gesicht erkennen lassen. Und genau das ist es was wir auch in David Zinns Bildern finden. Das Abflussgitter das plötzlich zu einer Krake, einen Octopus wird , ein Riss oder Loch aus dem etwas herausguckt, oder herausgekrochen kommt, eine banale Gehwegplatte hat plötzliche (durch die geschickte, perspektivische Zeichnung) eine Absenkung oder ein Loch tut sich auf und innen sitzt ein Wesen, das zum Greifen nah erscheint, Schrauben werden zu Augen, eine Ansammlung von kleinen Grünpflanzen zum Bauch eines Pudels. 
Wilder Löwenzahn an einer Treppe wird zu einer Löwenmähne. Täuschend echt, als würden die Figuren leben und sich bewegen 3 Dimensional und doch nur ein Bild. Das innere Auge spielt uns einen Streich. Da sitzt kein Wesen auf der Stufe und dennoch sehen wir es dort sitzen. Es ist eine so unglaublich faszinierende Welt, es sind so unglaublich tolle Momente, die uns der Künstler schenkt. Schmunzelmomente, die zum Staunen und Verweilen einladen und viel zu schön sind um einfach achtlos daran vorbei zu gehen. 
David Zinn hat seine Bilderwelten für uns ein klein wenig thematisch sortiert. Nach der "Zufälligen Begegnung" im ersten Kapitel stellt er uns in weiteren Kapiteln "Kleine Kreaturen mit kurzen Geschichten" vor bevor wir "Nadine, die abenteuerliche Maus" kennenlernen, die uns mit auf eine kunterbunte Reise nimmt bei der sie sehr viel erlebt. Sehr faszinierend ist auch "Philomena, die Patriotin der Unmöglichkeit". Wie zufällig man seine kleinen Wesen entdecken kann wird einem in "Um die Ecke und den Weg entlang" bewusst und zum guten Schluss dürfen wir dann noch die unterschiedlichen kleinen und größeren Monster entdecken. "Sluggo, das Monster mit einer Schwäche für Schwierigkeiten" verspricht nicht nur vom Titel her lustig zu werden, es wird lustig denn die kleinen Kommentare, die die Bilder begleiten sind viel Augenzwinkern. Die Verbundenheit des Monsters zu seinem Schöpfer sind herzerwärmend und humorvoll.
Überhaupt sind die kurzen Statements unter den Fotos einfach hinreißend. Mal frech, mal witzig, mal einfach nur kommentierend oder begleitend, immer perfekt abgestimmt auf das was wir sehen.
Manchmal reicht ein Satz um eine ganze Geschichte zu erzählen, manchmal reicht ein Wort um unsere Fantasie in ganz zu setzten.
David Zinns Bilder sind Unikate, sein Stil nahezu unverwechselbar, auch wenn es durchaus Künstler gibt die ähnlich arbeiten oder Menschen, die sich daran versuchen es ihm gleich zu tun. Ob sie an ihn heran kommen muss jeder für sich entscheiden. Ich für meinen Teil sage, nein. Und dann kommen wir auch schon fast zum Ende der Buchvorstellung, in der wir das Glück haben, das Vergängliche dauerhaft erleben zu dürfen. Trotzdem bleibt die Wehmut das Original nicht kennengelernt zu haben und nicht kennenlernen zu können, denn der Künstler zeichnet mit Kreide und so verschwimmt das Bild mit jedem Regentropfen ein wenig mehr bis es vom Wasser in eine andere Welt getragen wird, die für uns nicht mehr sichtbar ist. "War da nicht gerade noch.....!" Zu spät. David Zinns Kunst ist vergänglich doch durch seine Fotos, die wir im Buch und auch in den Sozialen Medien betrachten können bewahrt er sie für uns. 
Stöbert man in dem Buch ist es, als nehme man eine Auszeit aus der realen Welt. Man blättert nicht einfach so weiter, man taucht ein, in eine Bilderwelt, die einfach wundervoll ist, in der man sich verlieren, und eigene Geschichten ausdenken kann.
Und wer weiß, vielleicht hat ja der ein oder andere das Glück den Künstler, oder eines seiner kleinen Wesen "live" zu entdecken und zu beobachten. Auch wenn David Zinn viel in seiner Heimat Michigan USA unterwegs ist können wir ihn auch in Deutschland, Frankreich, Schweden, vermutlich in ganz Europa und sogar Asien entdecken. Und wer gar nicht genug von seiner Street Art bekommen kann und es lernen möchte, der besucht am besten einer seiner Workshops oder kauft sich sein Handbuch "The Chalk Art Handbook".
 
Schaut euch doch mal auf den Seiten des Künstlers um. Dieser Link führt euch hin. https://zinnart.com/services-2/ 

Übrigens:
Auf David Zinns YouTube channel könnt ihr all die im Buch kennengelernten kleinen und größeren Wesen wiederfinden. Denn hier zeigt der Künstler wie sie entstehen. Schaut ihm doch einmal über die Schulter. 
Ein Faszinierendes Erlebnis.



Ihr wollt mehr über das  vorgestellte Buch "Street Art" erfahren, oder noch einen Blick ins Buch werfen?
Dann schaut euch doch auf der Verlagsseite ein wenig um. 
Der Link führt euch direkt dort hin: