Und wenn Gott schwarz wäre......

Bildquelle: Gütersloher Verlagshaus
Und wenn Gott schwarz wäre.....
Mein Glaube ist bunt
von Oliver Nojimbi-Tshiende
192 Seiten
1. Aufl. 2017
Gütersloher Verlagshaus
ISBN: 978-3-579-08684-2
17,99€


Der Pfarrer aus dem bayrischen Zorneding

Eindrucksvoll, mit viel Empathie schildert Oliver Nojimbi-Tshiende was geschah als er 2016 eine kritische Äußerung zum Thema Flüchtlingspolitik in seiner Gemeinde machte. Gab es zunächst nur eine , die sich empört zeigte wurden es relative schnell mehr und es weitete sich zu einem großen Politikum aus, an dessen Ende er sogar Morddrohungen bekam und seine Stelle als Gemeindepfarrer aufgab.
Obwohl er viel Rückhalt und Anerkennung für seine offene Stellungnahme auch in der Gemeinde bekam und ein nicht unerheblicher Teil der Gemeinde hinter ihm stand wurden die kritischen Stimmen immer mehr. 
Als schwarzer Pfarrer in einer CSU starken Gemeinde in Bayern, so denkt man, ist schon schwierig. Doch Oliver Nojimbi-Tshiende, hatte Glück. Die Skepsis ihm gegenüber, die da war- das sollte man ruhig erwähnen-, verschwand zunehmend so wurde  er relativ schnell in die Gemeinde aufgenommen, angenommen und fand sogar Freunde. Sein Leben als Schwarzer in Bayern hätte relativ ruhig verlaufen können wenn er nicht klar Stellung  zur Flüchtlingspolitik in der Gemeinde machte. Dies passte der Ortsvorsitzende der CSU überhaupt nicht. Ihre extrem rechte Stellung in der Partei stoß zwar bei anderen Parteimitgliedern auch auf Unverständnis doch im Zweifelsfalle steht man zu ihr. Egal wie heftig ihre Äußerungen auch ausfallen wird sie sogar wieder gewählt. Von Seiten ihrer Partei wird darauf hingewiesen, die Äußerungen  stellten ihre private Meinung dar nicht die der CSU und dennoch distanziert sich die Partei nicht von dieser Frau. Ein Großteil des Gemeinderat bestehend aus allen Parteien ist entsetzt aber angesichts der Stimmverhältnisse im Rat  machtlos.
So verhärten sich nicht nur die Fronten in der kleinen Gemeinde sondern immer mehr Leute mit rechter Einstellung kommen in den kleinen Ort. Machen Stimmung. Menschen die bislang ruhig waren meinen auf den Zug aufspringen zu müssen. Trauen sich ihre rechte Meinung offen zu äußern. Aber auch aus München und Umgebung kommen Extremisten und schüren das offene Feuer der Fremdenfeindlichkeit.
"Aus der Ablehnung des Fremden wächst der Populismus" ( Seite 52) schreibt er und begründet seine Ansicht sehr klar.
Politik ist eine Sache, Kirche noch einmal eine andere.
Kirche, so denkt man ist barmherzig.
Vor Gott sind alle Menschen gleich. Leider sieht es in der Realität ganz anders aus und die, die meinen Diener Gottes zu sein oder Mitglied der Kirche , leben dies nicht. Sie legen anders aus.
"Mein Glaube ist bunt" sagt der Autor und katholische Geistliche und geht auch mit seiner Amtskirche ins Gericht. Nicht jeder in der Kirche wird begeistert sein über die Äußerungen Oliver Nojimbi-Tschiende , das wird auch aus dem Klappentext des Buches deutlich in dem der Leser gewarnt wird.
So schildert er uns sachlich, leicht verständlich und unglaublich einfach und klar seine "Vision von der Kirche der Zukunft"( Seite 64 f.f)  und beginnt mit der , für den ein oder anderen ,provokanten Frage "Tut unsere Kirche wirklich genug?
Überhaupt stehen die Kapitel unter erstaunlichen Fragestellungen.

"Was, wenn Gott alle Menschen gleich erschaffen hätte?"

"Was, wenn die Kirche wieder arm wäre?"

"Was, wenn die Kirche sich selbst lieben würde?

"Was, wenn die Kirche wider barmherzig würde?"

"Was, wenn Priester heiraten dürften wie die Aposteln?"

"Was, wenn Gott eine Frau wäre?"

Heute arbeitet Oliver Nojimbi-Tschiende am Zentrum für Flucht und Migration an der katholischen Uni Eichstätt - Ingolstadt und macht von Zeit zu Zeit sogar Vertretung in Gemeinden.
Seine Vision von Kirche der Zukunft, erläutert er an oben aufgeführten Fragestellungen und stellt im Anschluss 12 Forderungen auf.
1. "Eine Kirche treu zu Jesus"
2."Eine demütige Kirche"
3. "Eine bescheidene Kirche"
4."Eine dienende Kirche"
5."eine flexiblere Kirche"
6. "Eine barmherzige Kirche"
7. "Eine solidarische Kirche"
8. " Eine lebendige Kirche"
9. "Eine Kirche ohne Rassismus"
10. Eine lachende und feiernde Kirche"
11. "Eine Kirche, die mit Macht"
12. "Eine engagierte Kirche"

Seine Forderungen erläutert er klar und verständlich.
Kritisch, reflektierende, analysierend, beobachtend setzt er sich mit seiner Kirche und der Gesellschaft auseinander und zeigt mit viel Weitsicht Wege aus der heutigen Situation.
Ich würde mir wünschen wenn seine Visionen uns die Kirche wieder ein wenig näher bringen würde. Leider sehe ich dies weniger optimistisch wie der Autor denn so lange wir in der katholischen Kirche selbstverliebte Geistliche haben, die ihr Amt missbrauchen und versuchen zu indoktrinieren , so lange wird sich wohl nichts ändern.
Auch wenn das Buch hier aus Anlass der Fremdenfeindlichkeit geschrieben wurde müssen wir erkennen das was in unserer Kirche kränkelt mit uns allen zu tun hat.
Ich habe dies mit großem Interesse gelesen und auch mehrfach. Besonders beeindruckt hat mich diese unglaubliche Klarheit und Einfachheit seiner Worte. Kein hochtrabender Exkurs mit Fremdwörtern gespickt. Ein Buch, das jeder versteht und das viele zum nachdenken anregen wird. Ich würde mir wünschen, das es mehr Menschen wie ihn gibt, die Position beziehen und neue Wege aufzeigen.
In eine Kirche, in der der Pfarrer so ist wie Oliver Nojimbi-Tschiende würde ich gerne wieder gehen. Leider ist der "Herr" über unsere Gemeinde ein anderer Mensch, der mir den Glauben an die Kirche ein großes Stück weit genommen hat.

Mein großer Dank geht an diesen wunderbaren Menschen aus dem Kongo
Oliver Nojimbi-Tschiende 
für dieses Buch.