Es geht um die Wurst

Bildquelle: Knaus Verlag
Es geht um die Wurst
von Wolfger Pöhlmann
464 Seiten
1. Aufl. 2017
Knaus Verlag
ISBN: 978-3-8135-0710-2
26,00€


Eine Reise von Süd nach Nord
auf den Spuren der Wurst


Ein besonders Buch, das bis zur letzten Seite spannend und unglaublich informativ ist.
Mein Mann ist ein absoluter Wurstliebhaber und ich muss gestehen er hat mich damit etwas angesteckt. Wo immer wir hin kommen hält er Ausschau nach einer Metzgerei. Leider sind es im Laufe der letzten Jahre immer weniger Betriebe geworden. Gab es noch vor 10 Jahren in jedem Dorf eine Landmetzgerei finden wir diese heute nur noch äußerst selten.
Eigentlich verwunderlich sieht man den Trend zum bewussteren Essen doch täglich in den Medien. Kein Tag vergeht an dem nicht ein Promi Koch darüber aufklärt.
Wolfger Pöhlmann hat sich der Wurst und Wurstgeschichte nun einmal ganz anders gewidmet.
Die Wurst ist deutsche Kulturgeschichte genau wie das Brot. Auf einzigartige Weise nimmt uns Wolfger Pöhlmann, von Hause aus Kunsthistoriker und eben auch Wurstliebhaber mit auf seine ganz spezielle Entdeckungsreise in die Welt der Wurst.
Dabei schreibt und beschreibt er so unglaublich spannend und mitreißend, dass man sich am liebsten gleich ins Auto setzten möchte um es ihm gleich zu tun.
Er erzählt uns seine Geschichten und von Entdeckungen, die er gemacht hat auf so erfrischend sympathische auch fröhliche Art, das man nie mehr aufhören möchte ihm zu zu hören. Von einem Wursthotel, von Wurstsorten und ihre Traditionen und vor allem von den Menschen, die diese Wurst mit viel Liebe und Herzblut zubereiten.
Ja, es gibt sie noch, die Fleischer mit Liebe zu ihren Produkten und ihrem Beruf.
Nicht nur die einzelnen Wurstsorten präsentiert uns der Autor sondern auch die Traditions- Fleischereien, Familiengeschichten.
Es ist faszinierend wie Wolfger Pöhlmann die Verbindung von Wursthistorie/ Wurstgeschichte mit der Herstellung und dem Hintergrund Wissen verbindet. Wir lernen regionale Wurstspezialitäten kennen, von denen wir, vorausgesetzt wir wohnen nicht im Einzugsgebiet, noch nie etwas gehört haben und irgendwie wird uns der Mund ganz schön wässrig gemacht.
Als ich das Buch zum ersten Mal in die Hände bekam, hatte ich keine Erwartungen an den Inhalt doch war ich sehr neugierig, wie der Autor uns dieses Thema präsentiert.
Ich weiß nicht wie es anderen geht, wie sie sich einem neuen Buch nähern. Ich lese gern erst einmal das Inhaltsverzeichnis.
In diesem Fall fand ich es gleich zu Beginn und sofort schlug ich das Kapitel Schleswig -Holstein auf. Wieso gerade Schleswig -Holstein? Ich weiß es auch nicht so genau, es ist meine Wahlheimat aber nicht meine Heimat. Wies ich nicht erst nach dem Münsterland schaute, ich weiß es nicht.
Um so faszinierter war ich, das ausgerechnet mein Lieblingsmetzger, die Metzgerei Holst in Rieseby,, hier vorgestellt wird. Ausgerechnet meine Metzgerei, wo es in Schleswig Holstein doch so viele tolle kleine du größere Landmetzgereien gibt. Zudem ist zu erwähnen, dass Wolfger Pöhlmann dieses Bundesland etwas vernachlässigt hat. im Gegensatz zum Süden werden seine Berichte über den Norden sehr spärlich beleuchtet und in SH nur zwei. 
Mit diesem überraschenden Fund fand ich den Einstieg in das Buch. Mein Mann hingegen fing wie man es nun mal so eigentlich macht vorne an. So lasen wir parallel. Er von Anfang bis Ende und ich nach Interessengebieten und ich muss gestehen, seine Art sich das Buch zu erschließen war die wesentlich bessere Wahl.
Gerade die südlichen Gefilde, mit denen begonnen wird haben unglaublich viel zu bieten. Man könnte fast meinen, die Heimat der Wurst ist Bayern, Franken, Schwaben und Baden -Württemberg.  Je mehr er Richtung Norden wandert je oberflächlicher, aber nicht uninteressanter, wird die Wurstreise.
Was mich traurig gemacht hat ist das er dem Münsterland, meiner Heimat, so wenig Beachtung geschenkt hat. Kein Wort von den grandiosen Metzgern, von dem Westfälischen Schinken, Töttchen und der luftgetrockneten Mettwurst, die einfach unwiderstehlich gut ist. Versöhnt wurde ich, das zumindest das Wurstebrot Erwähnung fand.
Jedes Kapitel wird mit einer Landkarte und den besuchten Orten einleitend präsentiert. Die einzelnen Übersichten lassen erkennen wie intensiv und auch skurril sich der Autor dem Thema Wurst nähert. Außer den Portraits der Wurstsorten und Fleischerfamilien erzählt er von Ereignissen wie einem besonderen Bratwurstwettbewerb bis hin zu einer verrückten Entdeckung in Berlin Friedrichshain, wo textile Wust Hergestellt wird.
Was es damit auf sich hat und was z.B. Mutter-Kind-Wurst ist, all das und noch viel, viel mehr erfährt man in diesem absolut grandiosem Buch, das man gern immer und immer wieder aus dem Regal hervor holt um darin zu schmökern.
Zahlreiche wundervolle Fotos begleiten die Reise in die Welt der Wurst.
Das Buch mag auf den ein oder anderen etwas nüchtern im Erscheinungsbild sein, doch hinter dem unscheinbarem Cover verbirgt sich ein großer Schatz.
Eine Reise in über 250 Orten die alle eins gemeinsam haben, die Liebe zur Wurst.
Sei es als Kunstobjekt, kulturhistorisch, in fleischlicher Form  oder als Wirtschaftsgut.*
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Ein sehr besonders Buch, das immer wieder für eine Überraschung gut ist.

p.s.  Einen großen Dank an Wolfger Pöhlmann für dieses tolle Buch . Eine Bitte hätte ich dann aber doch noch, könnten Sie sich noch ein mal auf die Reise machen und all die etwas spärlicher behandelten Regionen  Richtung Norden besuchen?
Das Buch schreit förmlich nach einem zweiten Band